Zwei Jahre Flüchtlingsfrauen in der Hegelallee

Die Einrichtung für Flüchtlingsfrauen in der Hegelallee feierte ihr zweijähriges Bestehen

Am Freitag, dem 17. Oktober, gab es allen Grund anzustoßen: Die Einrichtung für Flüchtlingsfrauen in der Hegelallee feierte ihr zweijähriges Bestehen. Die Einrichtung wird derzeit von 13 Frauen aus verschiedenen Krisengebieten bewohnt. Einige der Schutzsuchenden sind in Begleitung ihrer Kinder. Verwirklicht wurde das Flüchtlingsprojekt in der Innenstadt von der ProPotsdam in Kooperation mit dem Verein Soziale Stadt Potsdam. Hala Kindelberger, Leiterin des Hauses, empfing zu diesem Jahrestag neben den Hauptverantwortlichen auch ehrenamtliche Betreuer und Nachbarn, die wesentlich zum Erfolg des Projekts beigetragen haben.

Erste Dankesworte sprach der Vorsitzende des Aufsichtsrats Soziale Stadt Potsdam aus. Daniel Beermann lobte die Fachlichkeit und hohe Qualität der Arbeit in der Frauenflüchtlingseinrichtung. So beschrieb er Fachkräfte, Praktikanten, MAE-Kräfte*, Ehrenamtler und Nachbarn als einen „großen Verbund, als aktive Familie, die sich darum kümmert, dass die Flüchtlinge willkommen sind und Integration stattfindet“. Ganz besonderen Dank richtete der Sozialmanager an Frau Kindelberger. Mit ihrem Engagement habe sie die Einrichtung stark geprägt. Der Jahrestag sei auch ein Tag der Wendemarke, da sich die Politikerin und Wissenschaftlerin ab 2015 ihrer Doktorarbeit widmen wolle. Ein personeller Generationenwechsel stehe bevor.

Auch Elona Müller-Preinesberger, Sozialabgeordnete der Stadt Potsdam, übermittelte den Dank der Landeshauptstadt an die Träger, professionellen Betreuer, Ehrenamtler und Nachbarn. Das Konzept der produktiven Zusammenarbeit dieser Menschen habe sich in der Hegelallee deutlich bewiesen. Die Wohnstätte für weibliche Flüchtlinge und ihre Kinder betrachtete die Beigeordnete als beispielhaft fürs Wohnen im Quartier. Weitere Wohnprojekte wie der Staudenhof sind bereits entstanden. Die Verbindung zu Nachbarschaft und Ehrenamt solle zukünftig auch in andere Stadtgebiete übertragen werden, um „Ängste der Bürger abzubauen und etwas voneinander zu haben“, so Müller-Preinesberger. Ihre Vision ist „ein Netzwerk für Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen – Migranten, die sich mit ihren Erfahrungen in die Netzwerkarbeit einbringen.“ Dazu müssten die jeweiligen Stadtteile eigene Schwerpunkte setzen, wie beispielsweise der Staudenhof-Wohnverbund mit seinem Gartenprojekt. Große Aufgaben stünden bevor: das Schaffen neuer Plätze für Flüchtlinge und die Integrationsarbeit. Ganz nach dem Vorbild der Hegelallee seien für die nahe Zukunft weitere Unterkünfte in der Größenordnung von maximal 60 Personen geplant, um die Integration in der deutschen Bevölkerung beziehungsweise die jeweiligen Stadtteile zu ermöglichen. Zunächst müsse jedoch mit großen Gemeinschaftsunterkünften für bis zu 160 Menschen vorlieb genommen werden. Frau Kindelberger, den Bewohnerinnen und ihren Kindern wünschte Frau Müller-Preinesberger persönlich alles Gute.

Weiterer Dank wurde ausgesprochen durch Jörn-Michael Westphal, den Geschäftsführer der ProPotsdam. Auch er lobte die Zusammenarbeit aller Mitwirkenden und bedankte sich bei Hala Kindelberger für ihre erfolgreiche Arbeit und hohe Einsatzbereitschaft. Westphal stellte weiterhin die gelungene Kooperation der ProPotsdam mit dem Verein Soziale Stadt Potsdam heraus und erinnerte unter Lachen der Beteiligten an die engagierte Einkaufstour im Oktober 2012, mit der Kindelberger und Reinhold Ehl, Geschäftsführer des Vereins, den Grundstein für die Wohnstätte in der Hegelallee legten.

Ehl beschrieb das Haus für Flüchtlingsfrauen als Vorzeigeobjekt, deren Rahmenbedingungen vom Verein und der Stadt Potsdam gestellt wurden. Für das Leben im Haus sei Hala Kindelberger, „die Seele des Hauses“, zuständig. Sie habe mit ihrer Arbeit weit über den Bereich der Flüchtlings- und Migrationsarbeit ein gutes Zeichen gesetzt.

In den zwei Jahren betreute Kindelberger regelmäßig 21 Frauen und 14 Kinder, auch außerhalb des Hauses. In der Einrichtung selbst stünden Hygiene, Regeln und Gerechtigkeit als wichtige Grundlagen des Zusammenwohnens an oberster Stelle. Ihr Hauptziel sieht die ehemalige Vorsitzende des Potsdamer Migrantenbeirats immer im Hinblick auf die Begrifflichkeiten Empowerment und Partizipation: „Wir räumen den Weg nicht auf. Wir warten auf die Frauen, bis sie es selbst wollen. Sie müssen es selbst machen – wir stärken sie nur und bereiten sie vor.“ Kindelberger möchte den Frauen Potential, Methoden und Selbstsicherheit mit auf den Weg geben: „Wenn die Frauen überall auf der Welt durchkommen können, auch ohne einen Mann, haben wir unser Ziel erreicht. Unsere Frauen sind Vorzeigefrauen. Sie sind ein Beispiel dafür, dass es viele Asylberwerber schaffen können. Sie gehören wirklich dazu. Und das liegt nicht nur an uns, definitiv nicht.“ Ein abschließendes herzliches Dankeschön überreichte die Geschäftsführerin Gabriele Röder in Form von Blumen.


Anne Hinrichs
Fotos: Rosemarie Wagner

* MAE = Mehraufwandsentschädigung. Langzeitarbeitslose, die an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden sollen

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